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"Die Liebe ist stärker als der Hass" - Traumdeuter*innen unterwegs

Update: 16.03.22

Lara und Clara, zwei Teilnehmerinnen des T_Raum sind noch in Spanien und Italien!  Die anderen vier Teilnehmer*innen unseres christlichen Orientierungsjahres sind zurück aus ihren Einrichtungen in der Italien, Norwegen, Schweden und der Schweiz. 

Hier könnt ihr ihre Erlebnisse und Eindrücke verfolgen bzw. nachlesen.

Die sechs Teilnehmer*innen des christlichen Orientierungsjahres T_Raum verbringen / verbrachten knapp 3-wöchige Aufenthalte in der Schweiz, Italien, Norwegen, Spanien und Schweden.  Wir wünschen euch eine gesegnete und wunderbare Zeit in euren Projekten und Einrichtungen. Und: wir freuen uns von euch zu lesen!

Hier gibt es alle Informationen rund um das Orientiertungsjahr T_Raum.

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Lara Lehmann - Hola! (15.3.22)

Nun bin ich schon fast zwei Wochen in Madrid und habe mich doch langsam eingelebt. Ich genieße sehr das spanische Leben und deren Mentalität. Seitdem ich hier angekommen bin ist immer etwas los und ich werde bei allem mit eingebunden. Die Schwestern, ich lebe mit fünf in einer Wohnung im Zentrum von Madrid, haben jeden Tag viel zutun. Wenn sie nicht arbeiten, dann engagieren sie sich in kirchlich-sozialen Projekten. Die Schwestern gehören zu den Oblatinnen, deren Auftrag es ist sich den Armen und Schwachen hinzuwenden.

Zu dem Zeitpunkt als ich ankam, wusste ich noch nicht sehr viel. Ich wusste nicht meine Aufgaben, geschweige denn wo ich mich genau in Madrid befinde, denn ich wurde vom Flughafen mit dem Auto abgeholt. Doch alles hat seine Zeit, so übte ich mich in Geduld.

Ich wurde herzlichst empfangen mit einem „Bienvenida Lara“ an meiner Zimmertür. Ich habe hier mein eigenes kleines Zimmer mit Bett, Tisch und einer schönen Aussicht.

Alle sind sehr freundlich und zuvorkommend! Zum Beispiel wusste ich nicht wie man das Stundengebet richtig liest, doch eine der Schwestern konnte mir immer helfen und zeigte mir auch noch zum 20. Mal wo wie gerade sind und nun kenne ich gut mit den Stundengebeten aus, sodass mir kaum noch geholfen werden muss.

Meine Woche geht von Dienstag bis Sonntagnachmittag und beginnt um normalerweise um 7:00 Uhr mit der Laudes, das morgendliche Stundengebet und endet um 20:30 mit der Vesper, abendliches Stundengebet. Danach gibt es noch Abendessen und dann verschwinde ich aber auch immer schnell ins Bett, denn ich bin dann doch schon sehr müde. Obwohl nach dem Mittag um 14:30 Uhr immer noch Zeit für eine Siesta (kleine Mittagsruhe) ist, empfinde ich die langen Tage als anstrengend, doch auch genauso schön.

Einmal die Woche helfe ich bei einer kostenlose Essensausgabe mit, bereite das Besteck vor und verteile den Nachtisch für bis zu 260 Menschen. In diesem Comedor arbeiten hauptsächlich Freiwillige, um den Menschen von Montag bis Samstag eine warme Mahlzeit zu geben.

Die anderen Tage laufe ich bei den Schwestern mit um mitzubekommen, was sie die Tage machen und unterstütze sie soweit ich kann. Ich durfte bei der Arbeit in Caritas und den Kinder-und Jugendkatechesen helfen.

Am meisten hat mich das Projekt „Educadores de Calle“ berührt. So nahm mich Melania (eine der Schwestern) mit auf die Straßen von Madrid um sich mit Immigranten und Obdachlosen in der Gegend zu unterhalten. Somit verlangt ihr Projekt keine Mittel, sondern „nur“ Zeit und offenherzige Menschen. Nächsten Donnerstag gibt es dafür sogar eine extra Info-Runde für Menschen, die sich dafür interessieren, auf die ich schon sehr gespannt warte.

Der Auslandsaufenthalt hat es mir ermöglicht meinen Blickwinkel auf Menschen und das Leben zu erweitern und gleichzeitig meine Lebensweise zu hinterfragen und inwiefern der Glaube einen Platz darin finden kann. 

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Charlotte H.  - Hey och välkommen i Vadstena!

Ein bisschen nervös war ich schon, als mich mein Vater am Donnerstag, den 10. Februar morgens um 5 Uhr zum Bahnhof brachte. Ich hatte schließlich keine Ahnung, was mich in Schweden erwarten würde. Auf welche Menschen würde ich wohl treffen?  Und wie würde ich die nächsten zwei Wochen dort verbringen?Das waren nur einige der vielen Fragen, die ich mir während der zwölfstündigen Zugfahrt von Vechta über Kopenhagen bis nach Mjölby stellte.

Gegen Abend kam ich dann endlich in Mjölby an, wo mich Sr. Katharina zum Glück mit dem Auto abholen und zu meinem Ziel, dem Gästehaus des Birgittaklosters in Vadstena, bringen konnte. Dort wurde ich dann von meiner Mentorin Sr. Monika herzlich begrüßt und in mein Zimmer geführt.Nach einem Quarantänetag durfte ich dann am Samstag auch endlich die anderen Volantärinnen live kennenlernen. Diese nahmen mich freundlich auf und zusammen spazierten wir gleich am ersten Tag durch Vadstena, sodass ich direkt einen Einblick in das wunderschöne Städtchen am Vätternsee gewinnen konnte. Am Sonntag war dann mein erster richtiger Arbeitstag. Wir vier Volontärinnen bereiteten das Kyrkkaffe (Kirchenkaffee) vor. Nach der Messe teilten wir Kuchen, Kaffee und Tee an die Gemeindemitglieder aus. In diesem Zusammenhang konnte ich schon einige weitere Mitarbeitende kennenlernen und gleichzeitig ein paar schwedische Wörter aufschnappen.

In der neuen Woche bekam ich dann eine  Einführung in meine täglichen Arbeiten: Dazu gehört zunächst, wenn Gäste im Haus sind, die Zimmer herzurichten und morgens das Frühstück vorzubereiten. Da wir leider erst diese Woche Gäste erwarten, sind wir hauptsächlich in der Klosterbibliothek eingesetzt. Dort kümmern wir uns momentan fast täglich darum, das dortige Inventar zu digitalisieren. Hinzu kommen wöchentliche Aufgaben wie Einkaufen und Putzen. Nicht zu vergessen, das Wichtigste für Schweden,die Fika. Wir treffen uns zum gemeinsamen Kaffeetrinken (wahlweise auch Tee), manchmal noch zu etwas Süßem und natürlich zum Plaudern. Die perfekte Zeit, um auch viel über das Leben hier in Schweden und im Kloster zu erfahren. Die Fika ist wohl eine Sache, die ich in Deutschland besonders vermissen werde.

Ich freue mich auf die restliche Zeit hier, auch wenn sie nur noch kurz ist. Varma hälsningar från Sverige!

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Charlotte F.  - Das „dritte“ Mal Norwegen (06.03.2022)

Meine letzten Tage in Norwegen liefen anders ab, als ursprünglich geplant, da sich meine Mentorin leider mit dem Coronavirus infiziert hatte und ein paar Tage in Isolation verbringen musste. Auch danach brauchte sie noch etwas Zeit, um wieder richtig fit zu werden. Dennoch wurde ich in verschiedene Arbeitsschichten im Haus eingeteilt und durfte bei den täglichen Putzarbeiten, aber auch bei den Frühstücksvorbereitungen helfen. Obwohl das Toiletten- und Duschenputzen normalerweise nicht zu meinen Lieblingsaufgaben gehört, hatte ich tatsächlich ein bisschen Spaß dabei. Es hat sich einfach gut angefühlt, zu wissen, dass man gerade dem Haus und den Schwestern etwas Gutes tut und ihnen bei den täglichen Pflichten unter die Arme greifen kann. Außerdem war ich nie alleine beim Arbeiten, sondern hatte immer sehr nette Norwegerinnen um mich herum, mit denen ich total gute und lange Gespräche geführt habe.  

Während meiner Zeit in Oslo ist mir bewusst geworden, wie genial das eigentlich ist, dass ich die englische Sprache in der Schule gelernt habe. Denn dank dieses Wissens konnte ich mich auch tiefgründig mit meinen Mitmenschen unterhalten und habe dadurch nicht nur viel über mich und meinen Glauben herausgefunden, sondern auch Freunde kennengelernt.  

Eine Person, die mir auf jeden Fall auch noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird, ist Flor. Sie ist der Kopf der Suppenküche in Oslo und hat mich am Dienstag (01.03.2022) das zweite Mal zum Mithelfen eingeladen. Ich habe mich total gefreut, ein weiteres Mal dabei zu sein, da ich beim letzten Mal für mich sehr viel mitnehmen konnte und gleichzeitig etwas Guten für die Menschen in Oslo getan habe. Dieses Mal bin ich aber nicht mit auf die Straße gegangen und habe „nur“ beim Kochen und Vorbereiten geholfen, da am Abend ein großes Friedensgebet für die Ukraine in der norwegischen Kirche „Trefoldighetskirken“ zusammen mit verschiedenen religiösen Vetreter*innen, Politiker*innen und dem Kronprinzen von Norwegen stattgefunden hat. Die Schwestern habe mich zu diesem Gebet mitgenommen und obwohl ich etwas traurig war, dass ich dadurch das Verteilen der Suppe verpasst habe, war auch diese Erfahrung sehr interessant. Denn so konnte ich miterleben, was die Schwestern bei Krisensituationen tun. Es war schön zu sehen, wie alle verschiedenen Religionen und Kulturen zusammenhalten und gemeinsam für den Frieden beten. Der Ukraine-Krieg belastet mich total und ich fühle mich teilweise sehr hilflos, sodass die täglichen Friedensgebete eine gute Möglichkeit für mich persönlich sind, mit den aktuellen Nachrichten umgehen und wenigstens im Gebet bei den Menschen sein zu können.

Am Aschermittwoch (02.03.2022) hatte ich aufgrund des Feiertages frei und habe die Zeit nochmal genutzt, um in der norwegischen Natur ein wenig wandern zu gehen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal freiwillig wandern gegangen bin und wann ich das letzte Mal überhaupt die Zeit dafür gefunden habe. Es tat mir aber auf jeden Fall gut, an der frischen Luft zu sein und die Sonne und den blauen Himmel zu genießen. Außerdem war das alleine Wandern eine gute Übung für den Jakobsweg, den ich gerne in diesem Jahr noch gehen möchte. Allgemein hat mich das alleine Unterwegs sein und das Alleine Reisen total geprägt, da man ein Stück weit gezwungen wurde, aus seiner Komfortzone heraus zu gehen und sich selbst zu organisieren.  Am Abend bin ich zusammen mit zwei anderen Bewohnerinnen und den Schwestern zur Messe in St. Dominikus gegangen, in der die dominikanischen Brüder, die in der Vergangenheit die Schwestern, die dann das Sta. Katarinahjemmet aufgebaut haben, aus Frankreich nach Norwegen geholt haben, Zuhause sind. An diesem Tag war es hinter dem Altar sehr voll und zu meiner Enttäuschung leider auch nur männlich geprägt. Dennoch war die Messe sehr feierlich und andächtig und ich konnte mir mein erstes norwegisches Aschekreuz abholen und so die Fastenzeit beginnen. Ich habe mir für die diesjährige Vorbereitungszeit vorgenommen, auf Fleisch zu verzichten, was sich als etwas schwierig herausgestellt hat. Denn die Norweger*innen lieben Fleisch. Natürlich kennen sie auch Gemüse und lieben auch Kartoffeln, aber Fleisch muss eigentlich immer dabei sein. Dennoch war es nach ein paar Erklärungen möglich, dass ich die letzten Tage in Oslo vegetarisch essen konnte. Anders als im CSH wurde aber einfach das Fleisch oder der Fisch weggelassen und eben kein extra vegetarisches Essen gekocht. Ich will mich darüber überhaupt nicht beschweren, da das Essen super lecker war und ich trotz des fehlenden Fleisches immer satt geworden bin. Dennoch habe ich einfach gemerkt, wie unterschiedlich das Essverhalten im Norden ist.

An meinem letzten Tag in Norwegen habe ich zusammen mit einer belgischen Studentin, die mit dem Erasmus-Programm für vier Monate in Oslo studiert und für diesen Zeitraum im Sta. Katarinahjemmet lebt, und mit einer anderen norwegischen Freiwilligen einen kleinen Roadtrip nach Fredrikstad unternommen. Fredrikstad liegt etwas südlicher von Oslo und wurde 1567 von König Fredrik II. gegründet. Das kleine Städtchen diente in der Vergangenheit als Basis für die norwegische Flotte. Außerdem kann man bis heute sehr gut die sternförmige Festung erkennen, die nach dem niederländischen Muster erbaut worden ist. Mit der kostenlose Fähre wurde man von der „moderneren Seite“ der Stadt auf die sehr gut erhaltene Altstadt „Gamlebyen“ transportiert. Dort gab es viele kleine Vintageläden, eine Gläserei und total schöne Altbauten. Neben einem Picknick am Fuße der Festung haben wir drei uns auch die ganzen kleinen Läden angeguckt und sind einfach ein wenig durch die Stadt getingelt. Es war  ein wunderschöner Tag und für einen kurzen Moment habe ich sogar vergessen, dass ich am nächsten Tag schon wieder zurück nach Deutschland muss. Unser Ausflug wurde bei der Rückfahrt noch mit einem gigantischen Sonnenuntergang gekrönt. Den Abend wollte ich dann ganz entspannt und ruhig ausklingen lassen, da ich mir vorgenommen hatte, am nächsten Morgen früh aufzustehen, duschen zu gehen und meine restlichen Sachen einzupacken. Doch es kam alles anders als gedacht:

Gegen 21:00 Uhr habe ich nämlich von der belgischen Studentin die Nachricht erhalten, dass man laut ihrer App an diesem Abend die Nordlichter in Oslo sehen kann. Dies ist eigentlich sehr unüblich für die Region und erst Recht für die Zeit. Nachdem sich ein paar andere ErasmusStudent*innen auf den Weg nach Sognsvann gemacht und diese Vermutung bestätigt haben, sind auch wir losgezogen. Zusammen mit drei belgischen Erasmus-Studentinnen habe ich mich dann ganz aufgeregt in die Metro Richtung Sognsvann gesetzt. Wir waren alle total nervös und voller Vorfreude, wobei ich noch nicht wirklich überzeugt war, dass wir wirklich Nordlichter sehen werden. Am „Nodre Aker“ angekommen wurde ich aber vom Gegenteil überrascht und ich habe tatsächlich an meinem letzten Abend in Oslo das erste Mal in meinem Leben Nord- oder Polarlichter gesehen. Man konnte am Himmel einen dicken grünleuchtenden Streifen erkennen, der neben den vielen Sternen total faszinierend war. Es war ein magischer Moment und der perfekte Abschluss für meine Reise. Wenn das kein Geschenk des Himmels war, dann weiß ich auch nicht!

So, und jetzt sitze ich hier am Osloer Flughafen und kann es noch gar nicht wirklich glauben, dass ich in ein paar Stunden wieder Zuhause in Deutschland bin. Die letzten 23 Tage waren total intensiv und wirklich eine Erfahrung fürs Leben, an der ich selbst sehr stark gewachsen bin. Der Abschied aus dem Sta. Katarinahjemmet ist mir tatsächlich nicht so leicht gefallen. Ich wurde ganz lieb von drei Schwestern, die stellvertretend für das gesamte Haus da waren, verabschiedet. Die Mädchen, bzw. die jungen Frauen, die ich während meiner Zeit kennenlernen durfte, haben mir auch noch ganz liebe Nachrichten geschickt, dich mich sehr dankbar auf die letzten Tage zurückschauen lassen. Ich habe neben den ganzen Erfahrungen, auch belgische und norwegische Freundinnen und ein neues Zuhause gewonnen. Denn meine Mentorin Sr. Ane-Elisabet hat mich mit den Worten: „Wenn das Sta. Katarinahjemmet einmal dein Zuhause war, dann ist es immer dein Zuhause!“, gehen lassen. Ich weiß zwar noch nicht wann, aber ich weiß, dass ich zurück nach Oslo und natürlich zurück ins Sta. Katarinahjemmet kommen werde.  

Ich blicke total dankbar, zufrieden und beseelt auf die Zeit in Oslo zurück. Ich bin gestärkt für das nächste halbe Jahr im CSH und freue mich schon auf den Austausch mit anderenT_Raumdeuter*innen.  

Danke, für diese tolle Reise!

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Das "zweite" Mal Norwegen (28.02.2022)

Hei igjen til Tyskland.

Heute hat meine letzte Woche in Oslo begonnen. Es ist echt immer wieder erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Gefühlt bin ich gerade erst im Sta. Katarinahjemmet angekommen und jetzt muss ich bereits anfangen, zu überlegen, wie ich die ganze Freia-Schokolade, die laut den Norweger*innen die BESTE Schokolade ist, nach Hause transportiert bekomme.

Dennoch möchte ich die letzten Tage hier oben im Norden in vollen Zügen genießen; der Abschied kommt noch schnell genug und die Schokolade bekomme ich auch irgendwie verstaut.

Am letzten Wochenende (25.02 - 27.02) hatte ich die Möglichkeit das norwegische Christian-Schreiber-Haus kennenzulernen. Ich durfte mit ca. 20 anderen Jugendlichen und einer Menge Begleiter*innen an dem „Leadership Training“ der katholischen Kirche in Norwegen teilnehmen. Dieses Camp ist zu vergleichen mit unserer JuLeiCa-Schulung, in der die Jugendlichen lernen, was es heißt, Verantwortung in der Kirche zu übernehmen. Diese Veranstaltungen werden hier in Norwegen von dem Verein „NUK“ (Norges Unge Katolikker) für alle jungen Katholike*innen aus ganz Norwegen organisiert. Und da haben wir schon den ersten Unterschied: Anders als bei uns in Deutschland finden Veranstaltungen, wie zum Beispiel das „Leadership Training“ immer für ganz Norwegen statt und die Jugendlichen aus den verschiedensten norwegischen Städten treffen sich dann in dem norwegischen CSH: Mariaholm in der Nähe von Speydeberg.

Ähnlich wie unser CSH liegt auch Mariaholm an einem See, der dank der kalten Tage eingefroren war. Neben einer tollen Kapelle, die gefühlt auf dem See gebaut worden ist und aus der man einen atemberaubenden Blick in die norwegische Natur hat, befinden sich an diesem Ort noch jede Menge Schlafräume, in denen man immer den Blick auf den See hat, Konferenzräume und natürlich einen Tischtennis- und Kickerkeller.

Anders als bei uns dauert das besagte „Leadership Training“ bis zu zwei Jahre, da man sich hier in Norwegen zweimal im Jahr an einem Wochenende trifft. Die Jugendlichen, die ein Diplom anstreben, müssen insgesamt vier Kurse besuchen; jedes Wochenende einen anderen. In diesen Kursen werden die Teilnehmer*innen unter anderem in ihrem Glauben, aber auch in ihrem Verantwortungsbewusstsein bestärkt.

Meine Aufgabe an diesem Wochenende war es vor allem, bei der Zubereitung und Vorbereitung der Mahlzeiten in der Küche zu helfen. Ich durfte dabei zwei junge Damen unterstützen, die mich sehr herzlich in ihrem Team aufgenommen haben. Allgemein wurde mir an diesem Wochenende mal wieder sehr viel Offenheit, Freundlichkeit und Wertschätzung entgegen gebracht, sodass ich mich direkt am Freitagabend sehr wohlgefühlt habe und die Bedenken der Vortage verschwunden waren.

Neben der Mithilfe in der Küche habe ich auch an dem Kurs über den eigenen Glauben teilgenommen, der von Sr. Sheeba und Catarina (Mitbewohnerinnen im Sta. Katarinahjemmet) geleitet wurde. Natürlich wurde während des Kurses norwegisch gesprochen, weshalb ich nicht immer alles verstanden habe. Dennoch bin ich von mir selbst überrascht, wie schnell ich mich in die Sprache hinein hören konnte und wie viel ich doch vom Inhalt mitbekommen habe. Mittlerweile sehe ich sogar die Ähnlichkeiten zum Deutschen.

Unsere Abreise am Sonntagnachmittag hat mich sehr an die Seminarfahrten mit dem Landesjugendring Brandenburg erinnert. Denn auch in Oslo gibt es das eine oder andere Problem mit den Bussen. Dadurch, dass Mariaholm irgendwo im Nirgendwo liegt, sind wir mit einem Reisebus angereist und wollten von diesem auch wieder abgeholt werden. Leider stand der Reisebus am Sonntag um 15 Uhr aber nicht vor der Haustür von Mariaholm, sondern in Oslo. Der Weg von Oslo nach Mariaholm dauert, wenn man gut durch kommt, eine Stunde. Und so mussten wir dann warten. Die Wartezeit war aber nicht allzu schlimm, da die Norweger*innen ähnliche Gruppenspielen kennen, wie wir in Deutschland. Außerdem hatte ich das Glück, dass meine Mitbewohnerin Catarina mit dem Auto angereist ist und so konnten die Leute aus dem Sta. Katarinahjemmet mit etwas weniger Verspätung die Rückreise antreten.

Insgesamt war es wirklich ein tolles Wochenende. Ich habe wieder total viele neue Menschen getroffen, die mich sehr herzlich in ihrer Gemeinschaft aufgenommen haben. Außerdem war es total interessant, die vielen Gemeinsamkeiten und die kleinen Unterschiede zwischen der katholischen Kirche in Norwegen und in Deutschland festzustellen. Ich habe in den zwei Tagen extrem gemerkt, dass der christliche Glaube die Menschen nicht nur im eigenen Land verbindet, sondern über die Landesgrenzen hinausgeht.

In den nächsten Tage steht die Mithilfe im Haus selbst, ein weiterer Besuch in der Suppenküche und die täglichen Friedensgebete an. Wir alle waren und sind noch immer von den neusten Nachrichten total schockiert und hoffen sehr, dass die Friedensgebete weltweit erhört werden. Denn wenn ich eins in meinem kurzen Leben gelernt habe, dann, dass Liebe stärker ist, als der Hass.

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Das erste Mal Norwegen (18.02.2022)

Hei til Tyskland.

Vor genau einer Woche habe ich mich auf den Weg nach Oslo gemacht. Ich bin um 9:55 Uhr vom BER abgeflogen und schon um 11:30 Uhr in Oslo gelandet. Dort hat mich Sr. Ane-Elisabet, die für meinen 3-wöchigen Aufenthalt meine Ansprechperson ist, in Empfang genommen. Zusammen sind wir dann zum Sta. Katarinahjemmet gefahren, wo ich mein Zimmer beziehen konnte. Neben mir wohnen hier noch ca. 20 weitere Mädchen, bzw. junge Frauen, und 9 Schwestern. Alle Mitbewohnerinnen habe ich aber bisher noch nicht getroffen. Das Sta. Katarinahjemmet ist ein  von Schwestern und Freiwilligen betriebenes Studenten- und Gästewohnheim. 

Ich wurde total herzlich aufgenommen und direkt an meinem Ankunftstag zu einer Abendrunde mit jungen Frauen eingeladen. Die Runde wurde mit dem Abendgebet (Vesper) eingeleitet und in einer sehr gemütlichen Atmosphäre fortgesetzt. Zwei Freiwillige haben sich für den Abend das Thema „Liebe - Und was das eigentlich ist“ ausgesucht und eine Diskussionsrunde vorbereitet. Dadurch, dass mein Norwegisch noch sehr schlecht ist, fanden die Gespräche mir zur Liebe auf Englisch statt. Ich war total überfordert und überwältigt von so viel Offenheit und Freundlichkeit, die mir entgegen gebracht wurde. Dieses Gefühl hat sich auch in den Tagen darauf fortgesetzt.

Am Samstag (12.02.2022) haben wir zusammen mit zwei Schwestern und ein paar Bewohnerinnen einen Ausflug in den Norden von Oslo, nach Sognsvann, gemacht und sind dort ein Stück um den „Nordre Aker“ gelaufen. Dadurch, dass es die letzten Tage sehr kalt war, war der gesamte See zugefroren und wir konnte unseren kleinen Spaziergang auf dem See selbst beenden. Bei den Norweger*innen ist es sehr beliebt, immer und überall ein Lagerfeuer zu entzünden und zusammen mit Würstchen, Marshmallows und Stockbrot um das Feuer herum zu sitzen. Dieser Tradition sind auch wir nachgegangen und es hat total viel Spaß gemacht, mit den Mädchen zu quatschen. 

Am Sonntag (13.02.2022) bin ich zusammen mit zwei Mädchen aus dem Katarinahjemmet zur Messe in Sta. Olav gegangen. Mir ist aufgefallen, dass die Katholik*innen, die ich bisher kennengelernt habe, deutlich traditionsgebundener sind. Die Lieder, die gesungen wurden, waren beispielsweise ausschließlich auf Latein. Mir wurde aber auch erzählt, dass dies immer vom Chor abhängt, wie traditionell oder modern die Messe wird.

Nach der Messe hatte ich dann ausreichend Zeit, die Stadt, in der ich jetzt 3 Wochen lebe, zu besichtigen. Anfangs war es ein komisches Gefühl, alleine auf dem Weg zu sein und alleine tolle Sehenswürdigkeiten zu sehen. Mittlerweile habe ich mich ein wenig daran gewöhnt, meine freien Tage selbst zu organisieren und selbst zu gestalten. Neben dem Opernhaus, das ich am Mittwoch mit einer Studentin aus Belgien sogar von innen sehen konnte, habe ich auch schon das Königliche Schloss, den Holmenkollenbakken, das Rathaus und viele Parks gesehen. Oslo ist wirklich eine tolle und friedliche Stadt und dank meiner „Ruter-Card“, die mir Sr. Ane-Elisabet spendiert hat, kann ich mit dem Bus, der Bahn, der Metro oder sogar der Fähre ganz Oslo bereisen. 

Neben meiner Ausflüge arbeite ich aber natürlich auch ein wenig. Meine Aufgaben sind tatsächlich total unterschiedlich. An einigen Vormittagen helfe ich hier im Haus mit. Momentan stehen viele Räumungsarbeiten an und wir haben schon eine Menge alte Ordner und Zimmer, die später einmal Gästezimmer werden sollen, vom Altpapier befreit. Morgen werde ich dann in die Küchenarbeiten eingewiesen. Sr. Ane-Elisabet hat bereits vor meiner Ankunft verschiedene Bereiche der katholischen Kirche in Oslo rausgesucht, bei denen ich während meines Aufenthaltes reinschnuppern kann. Am Dienstagnachmittag/ -abend durfte ich beispielsweise bei einer Suppenküche der Gemeinde Sta. Olav (Suppe og Vennskap) mithelfen. Diese Suppenküche funktioniert etwas anders, als ich gedacht habe. Denn die Suppenküchen, die ich kenne, bereiten ausschließlich die Mahlzeiten vor, die man sich dann dort vor Ort abholen und genießen kann. Bei dem Projekt „Suppe og Vennskap“ verteilen die Freiwilligen das zubereitete Essen persönlich. Und so bin ich dann am Dienstagabend mit 5 weiteren Freiwilligen durch die Straßen von Oslo gezogen, um Bedürftigen eine warme Suppe oder ein warmes Getränk anzubieten. Es war eine besondere Erfahrung für mich, die mich anfangs auch etwas Überwindung gekostet hat. Es ist so schade, wie schnell man Menschen verurteilt und in Schubladen steckt, ohne überhaupt versucht zu haben, Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Dieser Abend wird mir auf jeden Fall mein Leben lang in Erinnerung bleiben. Ich bin sehr dankbar, dass ich am 1 März nochmals die Möglichkeit habe, bei diesem Projekt mitzuhelfen. 

Ha det bra og vi ses!

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Magdalena - Rückblick auf eine besondere Zeit in Grandchamp (28.02./01.03.2022)

Nun bin ich aus Grandchamp zurückgekehrt und schaue sehr dankbar auf die Zeit zurück. Ich stehe noch voll unter den Eindrücken von dort, sage immer noch "bonjour" statt "hallo", "oui" statt "ja" und "merci" statt "danke". Aber vor allem prägt mich der Gemeinschaftssinn und die Herzlichkeit der Schwestern und lässt mich sehr beschwingt zurückkehren. Und auch wenn es vielleicht komisch klingt, war es ein schöner Abschied (und sicherlich nicht das letzte Mal, das ich dort war). Meine Zeit in Grandchamp wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Die letzte Woche in Grandchamp war nochmal ganz anders als die beiden Wochen davor und sehr besonders.

Sie startete mir bekannt mit dem Wüstenvormittag am Montag und der Arbeit am Nachmittag; meine Arbeit am Vormittag im reféctoire blieb auch in dieser Woche bestehen. Am Dienstag war ich wieder den ganzen Tag eingesetzt und durfte am Nachmittag im Garten Planzen umsetzen; das habe ich dann Donnerstagnachmittag weitergeführt.

An ein paar Tagen in der Woche wird beim Mittagsgebet der Abschnitt aus dem Evangelium in mehreren Sprachen vorgelesen. Am Mittwoch durfte ich den deutschsprachigen Part übernehmen. Dazu saß ich dann auch mit in der Reihe der Schwestern. Es war eine wirklich schöne Erfahrung nach zwei Wochen, in denen ich eher passiv an den Gebetszeiten teilgenommen habe, auch mal wieder aktiver daran beteiligt gewesen zu sein. Zudem war es spannend die Schwesternperspektive in der Kapelle zu erleben.

An meinen letzten beiden Tagen, Freitag und Samstag, durfte ich dann meine Nachfolge-Volontärin in meine bisherige Arbeit im reféctoire einarbeiten. Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen der Küchenschwester und hab mein Wissen über die vielen Details gerne weitergegeben. Wobei mir in dieser Zeit auch bewusst war, dass meine drei Wochen in der Schweiz nun wirklich ihrem Ende entgegen gehen.

Bevor ich dann am Sonntag gefahren bin, haben einige von uns Volontären zusammen gefrühstückt - es war ein Abschieds- und Geburtstagsfrühstück, da eine der anderen Volontärinnen Geburtstag hatte. Das gemeinsame Frühstück war ein total schöner Abschluss!

Besonders waren für mich auch die Gespräche, die ich in den letzten Tagen geführt habe. Ich hatte nach den ersten zehn Tagen das Gefühl "richtig" angekommen zu sein und (fast) alle Besonderheiten zu kennen. So haben sich in den letzten Tagen nochmal richtig gute Gespräche mit viel Austausch und Inhalt ergeben, die meinen Horizont erweitert haben und aus denen ich viel mitneheme. Allein der Autausch an sich war total schön!

Es war auch eine Zeit vieler ersten Male. Ich war das erste Mal ganz alleine im Ausland, war das erste Mal alleine in einer fremden Stadt unterwegs, zum ersten Mal habe ich mein Englisch konsequent genutzt und ich war das erste Mal alleine wandern (was nicht unbedingt optimal ist, wenn man die Gegend nicht kennt). Es war eine Zeit voll neuer Erfahrungen und nicht immer fand ich es am Anfang leicht. Mit manchen Entscheidungen habe ich zu Beginn gehadert. Aber jedes Mal, wenn ich mich überwunden habe, bspw. als ich doch alleine in den Bergen wandern war oder als es es genießen konnte alleine in der Stadt unterwegs zu sein, war es eine großartige und bereichernde Erfahrung.
Obwohl der Umzug nach AB, ins Christian-Schreiber-Haus, auch eine große Umstellung war, ist die Erfahrung in Grandchamp gewesen zu sein nochmal ganz anders geprägt. Sicherlich auch, weil ich eine ganz andere Lebensform - das Leben der Schwestern - relativ intensiv und ziemlich nah mitgelebt habe. Insgesamt ist die Erfahrung im Ausland gewesen zu sein größer und intensiver, als ich anfangs angenommen hatte. Aber es ist eine absolut bereichernde und wertvolle Erfahrung!

Merci beaucoup pour le temps en Grandchamp!

Neues aus Grandchamp (18.02.2022)

Nun bin ich schon zehn Tage hier - das heißt für mich, dass heute Bergfest ist!

Die Zeit ist wirklich schnell vergangen. Trotzem habe ich nicht das Gefühl erst kurz hier zu sein. Zeit ist schon was paradoxes...

Ich habe mich nach anfänglichen Schwierigkeiten, die sowohl in der Sprachbarriere (da ich kein Französisch spreche, was Kommunitätssprache ist) als auch in den vielen Details meiner täglichen Aufgabe liegen und der Frage, wie ich Kontakt halten kann (da die Schweiz kein EU-Land ist), gut eingelebt und fühle mich sehr wohl in Grandchamp! :) Es hat sich für alles eine Lösung gefunden. So bin ich nun zwar vielleicht mit SMS, E-Mail und einem Telefon, auf dem ich mich nur anrufen lassen kann, aber nicht selbst Anrufe tätigen kann, altmodisch unterwegs, aber es stört mich kaum. Manchmal denke ich, dass es schön wäre auch anders Kontakt halten zu können, weil es einfacher ist. Dennoch komme ich gut damit zurecht; vielmehr Kontakt in die Heimat hätte ich vermutlich selbst mit WLAN nicht.

Insgesamt sind in den ersten Tagen unglaublich viele neue Eindrücke auf mich eingeprasselt. Aber die Schwestern machen es einem durch ihre herzliche Art und den Gemeinschaftsgeist, den sie ausstrahlen, sehr leicht, sich von ihrem einfachen Leben inspirieren zu lassen und einfach mitzuleben. Generell ist es schön, die gelebte Ökumene zu erleben und sich von diesem Geist tragen zu lassen.

Inzwischen bin ich auch in der Volontärsgruppe angekommen und habe schon einige sehr gute Gespräche geführt. Seit dieser Woche sind relativ viele Wechsel in der Gruppe. So kommen in den nächsten Wochen öfter Volontäre, die nur zehn Tage bleiben; meistens sind das Volontäre, die schon öfter hier waren.

Oben erwähnte ich meine detailierte Aufgabe - deshalb eine knappe Beschreibung, wie mein Alltag in Granchamp aussieht.

Die meisten Tage arbeite ich nur vormittags; an zwei Tagen in der Woche vormittags und nachmittags. Sonntag ist mein freier Tag.

Meine Arbeit vormittags gehört zum Refektorium (Speisesaal); ich bereite die Pause vor (Brot, Marmelade, Getränke und was sonst noch dazugehört in den Pausenraum stellen) und räume sie auch wieder weg. Dann kommen Vorbereitungen für das Mittagessen dazu, das heißt Öl auffüllen, Salatsoße abfüllen, Milch einfüllen, Kaffee kochen und Thermoskannen spülen.

Nachmittags war ich bisher im Garten und habe Hausarbeiten gemacht, wie den Keller mit einer Schwester aufgeräumt, in der Bibliothek Staub gewischt, Böden gewischt und in der Wäscherei gebügelt.

Es gibt jeden Tag eine lange Mittagspause und generell werden die Aufgaben mit viel Ruhe erledigt.

Letzten Sonntag habe ich das schöne Wetter genutzt und bin mit dem Fahrrad (das ich mir bei den Schwestern leihen kann) nach Neuchâtel gefahren, was die nächstgrößere Stadt hier ist. Es hat sich wirklich gelohnt. Neuchâtel ist wunderschön am Neuenburgersee gelegen. Auch dieser Ausflug war eine neue Erfahrung für mich, so ganz alleine in einer fremden Stadt unterwegs zu sein. Aber es ist eine sehr bereichernde Erfahrung für mich gewesen.

Was mir in Grandchamp immer wieder auffällt, ist eine große Wertschätzung in Kleinigkeiten, die ich tue. Besonders fällt mir das auf, wenn eine Kleinigkeit für mich, für jemand anderen etwas sehr wichtiges sein kann. Sei es das Staubwischen in der Bibliothek oder das Wiederfinden eines verlorengegelaubten Magneten.

Eine besondere Erfahrung war es für mich als mir gestern der Bottich mit Salatsoße aus den Händen gefallen ist. Zu meinem Erstaunen hat aber niemand geschimpft, sondern mir wurde beim Aufwischen geholfen, ich wurde getröstet, dass das mal passiert und ansonsten ging es normal weiter.

Der Tag wird durch die Gebetszeiten strukturiert, die viermal am Tag stattfinden: Morgens um 7.15 Uhr, mittags um 12.15 Uhr, am Abend um 18.30 Uhr und das Nachtgebet um 20.30 Uhr. Eine Besonderheit dabei ist, dass es sonntags kein Nachgebet und montags kein Morgengebet gibt. Denn Montagvormittag ist Wüstenvormittag. Das heißt, dass in dieser Zeit nicht gesprochen wird und alle eher für sich und zuzückgezogen sind und sich Zeit für sich nehmen. Viele Schwestern gehen dann in die umliegende Natur.

In den Gebetszeiten wird viel (a capella) gesungen, was mir gut gefällt. Auch, wenn es immer wieder die gleichen Melodien sind, sind die Gebete sehr unterschiedlich und die wiederkehrenden Melodien schaffen eine meditative Atmosphäre.

Die Liturgie ist sehr nahe der alten Liturgie von Taizé. Taizé und Grandchamp sind eng miteinander verbunden, wobei Grandchamp älter ist. Es gab und gibt viel Austausch zwischen beiden Kommunitäten. So wie ich es bisher erlebe, stehen zwar beide Kommunitäten für sich, sind jedoch ohne die jeweils andere Kommunität nicht denkbar.

Eine weitere Besonderheit hier, in der Schweiz (unabhängig von den Schwestern), ist der Umgang mit der Coronasituation. So hat der schweizerische Bundesrat gestern viele Lockerungen vorgenommen. So fallen bspw. die Maskenpflicht (außer im ÖPNV) und 2G-/ 3G-Nachweispflicht weg.

Diese vielen Freiheiten sind ungewohnt für mich und ich weiß auch noch nicht so richtig, wie ich es für mich einordnen soll. In Grandchamp bleibt die Maskenpflicht in der Kapelle zu den Eucharistiefeiern bestehen. Zum Stundengebet fällt sie weg. Bisher war es so, dass in der Kapelle generell Maskenpflicht war. Ansonsten zählen wir Volontäre zur Hausgemeinschaft der Schwestern und mussten keine Masken bei der Arbeit tragen, es sei denn, wir haben mit Angestellten zusammengearbeitet.

Es sind schon irgendwie ganz andere Regeln, als ich sie von zu Hause kenne, was die ganze Situation verrückt macht.

Ich bin gespannt, wie die nächsten zehn Tage in Grandchamp werden! So langsam ist der Abschied von hier gar nicht mehr so weit weg...

Grüße aus Grandchamp!

Das erste Mal Schweiz (9.2.22)

Ich war ziemlich aufgeregt, als es am Montag, 7. Februar 2022, für mich mit dem Nachtzug nach Basel in die Schweiz nach Grandchamp ging. Ich bin mit viel Gepäck gestartet, schließlich werde ich ja drei Wochen verreisen.

Meine Familie hat mich dann bis zum Berliner Hauptbahnhof gebracht. Von dort war die Reise mit dem Nachtzug ziemlich unkompliziert. Ab Basel wurde meine Reise zu einer kleinen Weltreise, da ich häufig und zum Teil auch nur für kurze Strecken umsteigen musste und ich musste feststellen, dass Französisch in der französischsprachigen Schweiz wichtiger ist, als ich dachte (ich war davon ausgegegangen, dass die Menschen hier durchaus auch Deutsch sprechen; aber ich habe den Weg nach Grandchamp gefunden ;-) ). Dafür kam ich am Dienstag, 8 Februar 2022, aber bei stralendem Sonnenschein in Grandchamp an.

In Grandchamp wurde ich zuerst von Sr. Markéta empfangen (sie ist für die Freiwilligen zuständig), die meine Kontaktschwester Sr. Svenja anrief. Kontaktschwester bedeutet, dass mich diese Schwester vor Ort beim Einleben und allen Fragen begleiten wird. Sr. Svenja zeigte mir mein Zimmer für die nächsten Wochen und half mir meine Sachen auf mein Zimmer zu bringen. Anschließend folgte ein kleiner Rundgang zur Kapelle, dem Refektorium (Speisesaal) und sie zeigte mir den Weg zum Neuenburgersee entlang der Areuse. Dieser Fluß gibt dem Ort, in dem Grandchamp liegt, seinen Namen. Ich bin gleich mehrmals am Montag dort hin gelaufen. Der See ist wirklich sehr schön. Am südlichen Ufer kann man bei guter Sicht - die ich hatte - die schneebedeckten Alpen sehen. Ich habe nachmittags die Gegend unsicher gemacht und bin sowohl zum See als auch am Fluß entlang gelaufen. Das Wetter ist momentan grandios.

Nach dem Abendessen wurde ich dann beim Abspülen gleich mit in die Arbeit eingebunden. Mein richtiger Einstieg als Voluntärin war dann am Mittwoch, 9. Februar 2022, nach dem Frühstück beim colloque. Ich habe am Mittwoch bei verschiedenen Tätigkeiten in der Küche geholfen, wobei das nicht ganz zutrifft. Es waren mehr Zuarbeiten zur Küche; Vorbereitungen für die nächsten Mahlzeiten und auch Reinigungsaufgaben. Alles in allem waren es vor allem viele neue Informationen.

Es gibt aber auch Umstände, an die ich mich noch gewöhnen muss. Alle Mahlzeiten laufen im Schweigen ab. Es ist eine besondere Atmosphäre; manchmal wird währenddessen auch etwas vorgelesen. Gerade geht es mir noch so, dass ich doch ab und zu beim Essen gern reden würde. Aber daran werde ich mich noch gewöhnen. Die Liturgie wird hier auf Französisch gefeiert, was mir vorher bewusst war. Es ist zugleich spannend und anstrengend und ich hoffe in meiner Zeit hier ein wenig Französisch zu lernen. Generell werden in Grandchamp sehr viele Sprachen gesprochen. Viel Französisch und Deutsch; mit Sr. Markéta spreche ich Englisch. So langsam weiß ich auch, mit wem ich in welcher Sprache sprechen kann.

Ich bin gespannt wie meine weitere Zeit hier wird!

Jasper - Aufbruch nach Loppiano und die ersten Erfahrungen... (15.2.22)

Meine Reise begann am 9.2. in Berlin. Morgens habe ich mich mit dem Zug erstmal auf den Weg nach München gemacht, wo ich die Stadt für ein paar Stunden erkunden konnte bevor es abends mit dem Nachtzug weiter ging.
Hier wartete eine neue Erfahrung auf mich: ein Schlafwagenabteil mit fremden Personen zu teilen!
Am nächsten Tag bin ich morgens in Florenz angekommen und von da aus ging es mit dem Regionalzug ein Stück weiter ins Landesinnere.
Einer der anderen, deutschen Freiwilligen hat mich vom Bahnhof Incisa abgeholt und ist mit mir nach Loppiano, meinem Zielort, gefahren.
Das Gefühl an einen Ort zu kommen und niemanden zu kennen ist eine sehr neue Erfahrung. In den ersten zwei Tagen hat es mich ein bisschen Überwindung gekostet mich den anderen zu öffnen und in Gespräche zu kommen.
Jetzt sind die ersten Tage vorüber und langsam lebe ich mich ein.
Was von Anfang an etwas Besonderes hier war, ist die Vielfalt von Nationalitäten die vertreten sind: von Südamerik über Afrika oder Europa - hier treffen viele Kulturen aufeinander.
Trotzdem gibt es das ein oder andere was "echt Gewöhnung" braucht.
Ich schlafe in einem Zimmer mit vier weiteren Jungs: das heißt Privatsphäre gibt es nicht wirklich. Aber das rückt auch schnell wieder in den Hintergrund.
Mein Tagesablauf ist bestimmt von einem Vor- und Nachmittagsblock.
Vormittags starten wir gegen 10 Uhr meist mit einen inhaltlichen Block, in welchem wir uns mit dem Glauben beschäftigen oder ich habe Italienisch Unterricht.
Auch etwas lustiges zum Italienisch Unterricht gibt es zu berichten: unsere Lehrerin spricht zwar Englisch, weigert sich aber Fragen auf Englisch zu beantworten. Das hilft einem glücklicherweise aber beim schnelleren lernen von neuen Wörtern.
Im Nachmittagsblock arbeiten wir dann in den Fabriken mit, wo u.a Kisten für Schmuck und Porzellan produziert werden.
Der Alltag ist aber eher geprägt vom gemeinsamen Aktivitäten: sei es Volleyball spielen, das gemeinsame kochen und essen oder abends mal ein Fußballspiel zusammen schauen.
Liebe Grüße aus Loppiano
Euer Jasper

img 4486Sonnenaufgang bei Loppiano am 23.2.22

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